Am 28.04.12 testete ein Mitglied der
forschungsgruppe kunst in der Kunsthalle Rostock, im Rahmen der Ausstellung
„PINGO ERGO SUM - Das Bild fällt aus dem Hirn“ das Verfahren Brain Painting
Der Künstler Adi Hoesle hat basierend auf den
EEG-Gehirn-Computer-Schnittstellen (BCI - Brain-Computer-Interface) ein
Ausstellungskonzept in der Kunsthalle Rostock und zeitgleich im ARS Electronica
Center in Linz präsentiert. Im Brain Painting Verfahren wird die P300-Komponente
im EEG verwendet. P300 ist eine positive Welle, die 300 ms nach der
Präsentation eines Reizes auftritt. Beim Brain Painting konzentriert sich der
Proband auf eine visuelle Reizung mittels aufblinkender Menüführung am
Bildschirm. Der Computer versucht innerhalb
weniger Sekunden die Gehirnsignale zu entschlüsseln und die Vorgaben aus dem
Menü (z.B. Farbe, Form, Größe, etc.) in einer Matrix grafisch abzubilden.
Unser Proband hat nach diesem Selbstversuch sein Fazit in
Buchstaben gebannt:
Respekt, das jemand sich
die Mühe macht, einigen Menschen, welche sich nur noch durch Augenbewegung der Umwelt
mitteilen können, eine Kommunikationsbasis zu schaffen. Aber mit Kunst hat dies
in meinen Augen herzlich wenig zu tun, und befindet sich zudem auf einem
technisch doch recht dürftigen Niveau. Verglichen mit dem vor einiger zeit von Björk
vorgestellten App zu „Biophilia“, glaubt man sich im elektronischen Mittelalter.
Da hilft auch kein
nachträgliches philosophieren, nach diesem Muster lässt sich jeder schaffende
Auswurf als Kunstwerk erklären und "Jeder Mensch ist ein Künstler". Ja,
vielleicht stimmt jetzt auch endlich dieser 1978 von Beuys in die Welt gestellter
Satz. Oder ist nur der ein Künstler, welcher
vorgegebene Vierecke und Kreise in verschiedener Form und Farbe am
besten sortieren kann? Oder ist es erst dann Kunst wenn ein erklärter Künstler
diese Formen bewegt? Und seit wann nennt er sich so? Jeden Kunstschaffenden
muss doch die wahnsinnige Diskrepanz zwischen seinem sonstigen
Schaffungsprozesses und diesem elektronischen Hindernis aufstoßen. Man schafft
eigentlich im Fluss und die Konzentration ist niemals so zeitlich punktuell wie
bei diesem Experiment nötig oder nützlich. Schon der Gedanke an die nächste Form
verhindert ein gezieltes Setzen der aktuellen Form.
Was kann mein Gehirn, zu
welchem Grad an Konzentration ist es fähig? Ja, das lässt sich hier messen. Aber Schöpferisches, Kreativität,
Emphatie, „Göttliches“ etc. fließt durch diese Materie nur sehr begrenzt.
Die Kunsthalle hat uns die Bilddateien erst nach Ende der Ausstellung zur Verfügung gestellt.