STICKY MUD? [ab JUNI 2011]

Die forschungsgruppe kunst initiiert das Projekt STICKY MUD? in Rostock.











Seit mehreren Jahren hat sich als neue Ausdrucksform in der Straßenkunst das Stickern etabliert. Dabei werden Bilder und Zeichnungen auf existierende Aufkleber gesprayt, gedruckt, gemalt, oder gezeichnet. Diese Sticker werden dann im öffentlichen Raum an Mülleimern, Verkehrsschildern, Postkästen oder Stromverteilern geklebt. Die Aufkleber sollen subversiv auf den Betrachter einwirken um auf die beeinflussende Wirkung der Massenmedien aufmerksam zu machen.
Gehen wir heute mit offenen Augen durch Rostock und betrachten die in der Stadt angebrachten Sticker, so müssen wir feststellen, dass sich das Stickern von seinem Grundidealen weit entfernt hat.

Andreas Ullrich von der Dresdener GRUPPE IDEAL hat auf die Frage "Jeder zweite Laternenmast ist voll mit obskuren Band-Aufklebern. Was davon ist Street-Art?" in jetzt.de (sz) wie folgt geantwortet: "Mittlerweile ist eine derartige Flut von Stickern über uns hereingebrochen, dass kaum noch klar ist, wer sich aus welchen Motiven im Außenraum präsentiert, wer vandaliert oder wer interveniert. Diese Inflation ist zweischneidig. Einerseits nervt sie, andererseits kommt nun auch jede Oma nicht mehr daran vorbei, darüber zu sinnieren, was es bedeutet, wenn die gemeinsam genutzten, öffentlichen Flächen auch öffentlich und frei genutzt werden."

In Rostock sind verstärkt nur noch Aufkleber von extremistischen politischen Vereinigungen, der Fußball Ultra Szene, Partylokalitäten und Umweltgruppen zu finden. Und die wenigen vorhandenen Kunst-Sticker bleiben aus unserer Sicht meist in sich selbst verhaftet als gefälliges plakatives Bildwerk.

Wir von der forschungsgruppe kunst wollen mit dem Projekt STICKY MUD? die Kunst im öffentlichen Raum, die Grundideale der Straßenkunst und unseren Protest gegen den schleichenden Abbau der Kunstberichterstattung in den Massenmedien zusammenführen. Wir möchten den mentalen Abstand zwischen der Kunst und dem Betrachter verkürzen. Wie der jüdische Lyriker Rudolf Leonhard einmal sagte:
"Das Wort als Ausdruck, das Wort als Werkzeug, das Wort als Waffe sind eins."

 
Die forschungsgruppe kunst hat viele amüsante und kritische Künstlerzitate zum Thema Kunst zusammengetragen und 16 Zitate für das Projekt extrahiert.



"An den modernen Gemälden ist nur noch eins verständlich: die Signatur."
Ephraim Kishon (1924-2005)

"Jede künstlerische Leistung ist ein Sieg über die menschliche Trägheit."
Herbert von Karajan (1908-1989)

"Die wahre Kunst ist eine Kunst des Weglassens. Nur Pseudo-Künstler tragen unter allen Umständen dick auf."
Oskar Kokoschka (1886-1980)

"Prinzip der Kunst: mehr wiederfinden als verlorengegangen ist."
Elias Canetti (1905-1994)

"Künstler wird man aus Verzweiflung."
Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938)

"Jeder Mensch ist ein Künstler."
Joseph Beuys (1921-1986)

"Nichts können ist noch lange keine neue Richtung!"
Arnold Böcklin (1872-1901)

"Ich bewundere Picasso. Keiner hat sein Öl so teuer verkauft wie er."
Salvador Dali (1904-1989)

"Entweder ich werde berüchtigt oder berühmt."
Otto Dix (1891-1969)

"Die Kunst hat keinen Inhalt, sie ist nur Form."
Max Liebermann (1847-1935)

"Malen heißt nicht Formen färben, sondern Farben formen."
Henri Matisse (1869-1883)

"Die Kunst ist Intuition."
Piet Mondrian (1872-1944)

"Wenn ich wüßte, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten."
Pablo Picasso (1881-1973)

"So etwas wie ein fertiges Kunstwerk, das gibt es für mich nicht."
Robert Rauschenberg (1925-2008)

"Sind Sie nun überzeugt, daß die Kunst eine Art Religion ist?"
Auguste Rodin (1840-1917)

"Freunde, vergeßt nie diese goldene Regel: nichts kann schaden in der Kunst, solange Ihr frech seid."
James Whistler (1834-1903)