TOTEM [August - Oktober 2018]

Vom 24.08.18 bis 19.10.18 beteiligt sich die forschungsgruppe kunst an der internationalen Gemeinschaftsausstellung "Der Boden von dem wir leben" im Projektraum der Group Global 3000 in Berlin.





Die Folgen einer großangelegten Agrar-Industrie sind mittlerweile fast allen Konsumenten in der westlichen Himmelssphäre bekannt. Aber auch der viel gepriesene Ökolandbau setzt laut USDA (US Department of Agriculture) auf ähnliche Prinzipien wie die herkömmliche Landwirtschaft. Dazu gehören unter anderem die exzessive Wassernutzung, das maschinelle Pflügen, die landwirtschaftliche Monokulturen, die Schädlingsbekämpfung und die Winterruhe auf dem Feld.
Dabei gibt es nur drei Ressourcen auf der Welt, die Leben und Wachstum schaffen: Sonne, Regen und Erde, aber nur eine dieser Ressourcen können wir Menschen wirklich beeinflussen. Die Erde, denn sie verwandelt tote Materie in Fruchtbarkeit und Wachstum. Insofern ist es eigentlich die große Verantwortung des Menschen, nachhaltig mit dem Boden umzugehen. „Achtsame Bodenbebauung“ könnte die Innovation sein, nach der die Menschheit schon länger gesucht hat. Der US-Amerikaner Paul Kaiser, eine Art Steve Jobs der Landwirtschaft hat ein Konzept für die Landwirtschaft 2.0 entwickelt, dass vom US-Kongress als Zukunftskonzept ausgezeichnet wurde. Hierbei soll so wenig wie möglich in das bestehende Ökosystem des Bodens eingegriffen werden. Denn Pflügen, Lüften, etc. zerstört essentielle Mikroorganismen im Boden. Auch effektiverer und sparsamerer Wassereinsatz durch Bewässerung in Bodennähe sind Teil des Konzepts. Kaiser baut keine Monokulturen an, sondern zieht bis zu sieben Gemüsesorten nebeneinander auf. Ebenso ist Schatten ein wichtiger Bestandteil, er schützt Boden und Pflanzen effektiver als Schädlingsbekämpfungsmittel. Die jungen Pflanzen werden im Gewächshaus aufgezogen, so dass sie bereits beim auspflanzen eine hohe Robustheit besitzen. Ein weiterer Punkt ist die vorausschauende Kompostierung. Dieses Konzept wurde von Paul Kaiser in Costa Rica, Gambia und Kalifornien erfolgreich getestet. In seinen Betrieben werden bessere Löhne gezahlt, da er den enormen Investitionsaufwand für Bewässerung, Schädlingsbekämpfung und Maschinennutzung fast komplett einspart. Agrar 2.0 verzichtet auf fossile Brennstoffe und stemmt sich durch das dezentrale Konzept gegen die Logistikkrise. Denn die Farmen, die nach diesem Prinzip arbeiten, funktionieren in unterschiedlichen Größen. Sie könnten für die Ökosysteme der Großstädte eine bessere Balance bieten und eine dezentrale Produktion und Konsumtion ermöglichen.

Mit unserer Arbeit TOTEM haben wir ethnologisch betrachtet, ein Symbol erschaffen das die mystisch-verwandtschaftliche Verbindung zwischen Flora, Fauna und der wichtigen Ressource Erde darstellen soll, ohne die wir Menschen nicht existieren könnten. Bei dem Stamm der Ojibwe (Kanada) bezeichnet „Ototeman“ die Blutsverwandtschaft in einem Clan (ote). Man betrachtet sich als von einem gemeinsamen Urahn abstammend und damit als blutsverwandt. Und so müssen wir Menschen die Erde wieder betrachten, als ein Teil von uns, die tote Materie in Fruchtbarkeit und Wachstum verwandelt. Sie ist zugleich Ahne und Pate für unser Leben, sie besitzt mystische Kräfte und darf daher nicht verletzt oder getötet werden. Die Zukunft der Ernährung, sie muss regional und unabhängig von den Geschäftsinteressen der Agrarkonzerne und Börsianer sein. Sie muss je nach Land und Entwicklungsstand mit unterschiedlichen Produktionsweisen agieren. Konkret: Malawi braucht eben eine andere Landwirtschaft als Japan. Es liegt an den Konsumenten, den Wandel voranzutreiben, mit jedem einzelnen Einkauf. Die achtsame Landwirtschaft von Paul Kaiser könnte hierzu ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung werden. Egal wohin die Reise gehen wird, klar ist:

Die Welt braucht jetzt eine Revolution auf dem Acker!