Die Folgen einer
großangelegten Agrar-Industrie sind mittlerweile fast allen
Konsumenten in der westlichen Himmelssphäre bekannt. Aber auch der
viel gepriesene Ökolandbau setzt laut USDA (US Department of
Agriculture) auf ähnliche Prinzipien wie die herkömmliche
Landwirtschaft. Dazu gehören unter anderem die exzessive
Wassernutzung, das maschinelle Pflügen, die landwirtschaftliche
Monokulturen, die Schädlingsbekämpfung und die Winterruhe auf dem
Feld.
Dabei gibt es nur drei
Ressourcen auf der Welt, die Leben und Wachstum schaffen: Sonne,
Regen und Erde, aber nur eine dieser Ressourcen können wir Menschen
wirklich beeinflussen. Die Erde, denn sie verwandelt tote Materie in
Fruchtbarkeit und Wachstum. Insofern ist es eigentlich die große
Verantwortung des Menschen, nachhaltig mit dem Boden umzugehen.
„Achtsame Bodenbebauung“ könnte die Innovation sein, nach der
die Menschheit schon länger gesucht hat. Der US-Amerikaner Paul
Kaiser, eine Art Steve Jobs der Landwirtschaft hat ein Konzept für
die Landwirtschaft 2.0 entwickelt, dass vom US-Kongress als
Zukunftskonzept ausgezeichnet wurde. Hierbei soll so wenig wie
möglich in das bestehende Ökosystem des Bodens eingegriffen werden.
Denn Pflügen, Lüften, etc. zerstört essentielle Mikroorganismen im
Boden. Auch effektiverer und sparsamerer Wassereinsatz durch
Bewässerung in Bodennähe sind Teil des Konzepts. Kaiser baut keine
Monokulturen an, sondern zieht bis zu sieben Gemüsesorten
nebeneinander auf. Ebenso ist Schatten ein wichtiger Bestandteil, er
schützt Boden und Pflanzen effektiver als
Schädlingsbekämpfungsmittel. Die jungen Pflanzen werden im
Gewächshaus aufgezogen, so dass sie bereits beim auspflanzen eine
hohe Robustheit besitzen. Ein weiterer Punkt ist die vorausschauende
Kompostierung. Dieses Konzept wurde von Paul Kaiser in Costa Rica,
Gambia und Kalifornien erfolgreich getestet. In seinen Betrieben
werden bessere Löhne gezahlt, da er den enormen Investitionsaufwand
für Bewässerung, Schädlingsbekämpfung und Maschinennutzung fast
komplett einspart. Agrar 2.0 verzichtet auf fossile Brennstoffe und
stemmt sich durch das dezentrale Konzept gegen die Logistikkrise.
Denn die Farmen, die nach diesem Prinzip arbeiten, funktionieren in
unterschiedlichen Größen. Sie könnten für die Ökosysteme der
Großstädte eine bessere Balance bieten und eine dezentrale Produktion und Konsumtion ermöglichen.
Mit
unserer Arbeit TOTEM
haben wir ethnologisch betrachtet, ein Symbol erschaffen das die
mystisch-verwandtschaftliche Verbindung zwischen Flora, Fauna und der
wichtigen Ressource Erde darstellen soll, ohne die wir Menschen nicht
existieren könnten. Bei dem Stamm der Ojibwe (Kanada) bezeichnet
„Ototeman“ die Blutsverwandtschaft in einem Clan (ote). Man
betrachtet sich als von einem gemeinsamen Urahn abstammend und damit
als blutsverwandt. Und so müssen wir Menschen die Erde wieder
betrachten, als ein Teil von uns, die tote Materie in Fruchtbarkeit
und Wachstum verwandelt. Sie ist zugleich Ahne und Pate für unser
Leben, sie besitzt mystische Kräfte und darf daher nicht verletzt
oder getötet werden. Die Zukunft der Ernährung, sie muss regional
und unabhängig von den Geschäftsinteressen der Agrarkonzerne und
Börsianer sein. Sie muss je nach Land und Entwicklungsstand mit
unterschiedlichen Produktionsweisen agieren. Konkret: Malawi braucht
eben eine andere Landwirtschaft als Japan. Es liegt an den
Konsumenten, den Wandel voranzutreiben, mit jedem einzelnen Einkauf.
Die achtsame Landwirtschaft von Paul Kaiser könnte hierzu ein
wichtiger Schritt in die richtige Richtung werden. Egal wohin die
Reise gehen wird, klar ist:
Die Welt braucht jetzt
eine Revolution auf dem Acker!